worker with equipment

Virtuell verreisen mit Augmented Reality

Ein weiteres Koch Unternehmen, das in China signifikant vertreten ist, ist INVISTA. Im Jahr 2019 startete INVISTA an seinem Yinglon-Standort in Schanghai sein 1,2 Mrd. US-Dollar schweres Bauprojekt. Als dann im Februar 2020 internationale Reisen nach und aus China verboten wurden, drohten die Arbeiten an diesem neuen Adiponitril-Werk zunächst ins Stocken zu geraten.

„Normalerweise hätten wir 20 bis 25 Mitarbeiter von Yinglon in unser ADN-Werk in Orange, Texas entsandt [siehe Discovery-Ausgabe vom August 2019], damit sie sich vor Ort anschauen konnten, wie diese neue Technologie konfiguriert ist, um besser nachvollziehen zu können, wie sie funktioniert“, erklärt Jerry Grunewald, Vizepräsident Operations Transformation bei INVISTA. „Aber das war leider nicht möglich. Wir konnten auch keine Fachkräfte nach China entsenden, es sei denn, wir wollten sie für zwei Wochen in Quarantäne schicken, bevor sie dann vielleicht – wenn überhaupt – einen Fuß auf die Baustelle setzen konnten. Und bei ihrer Rückkehr in die USA hätten sie wieder – wer weiß für wie lange – in Quarantäne gemusst.“

INVISTA entschied sich dazu, Mira in Betrieb zu nehmen. Diese Technologie hat INVISTA 2019 an zahlreichen Standorten versuchsweise getestet.

„Das Konzept von Mira ist eigentlich ganz simpel“, so Grunewald. „Man befestigt ein Smartphone an seinem Helm, aktiviert die spezielle Videofunktion und sendet dieses Video-Feed in Echtzeit an jemanden, der live mitverfolgen kann, was man ihm zeigt — ähnlich wie bei FaceTime. Das Remote-Team sieht exakt das, was der Smartphone-Träger sieht und kann Dinge auf einen Bildschirm zeichnen, die dem Smartphone-Träger auf dem Bildschirm angezeigt werden.

„Das Schöne an dieser Technologie ist, dass es keine Rolle spielt, wo sich die Fachkraft, die dieses Feed empfängt, befindet — in Texas, Frankreich, den Niederlanden oder irgendwo in China. Das einzige mögliche Problem sind allenfalls die unterschiedlichen Zeitzonen.“

Laut Grunewald hat sich INVISTA von einem Dutzend Mira-Anrufen pro Woche auf 100 Anrufe gesteigert. „Inzwischen nutzen wir Mira für viele Dinge, zum Beispiel für Bestandauswertungen, die unser Buchhaltungsteam jetzt remote vornehmen kann. Wir können damit effizienter arbeiten und sparen Geld.“ Dasselbe gilt auch für andere Koch Unternehmen, die diese Technologie nutzen.

Auch Guardian Industries setzt AR-Tools in seinen Floatglas-Werken ein, die in Mexiko und Polen gebaut werden. Doug Girdler, CFO von Guardian, meint dazu: „Unsere Mitarbeiter vor Ort mit den richtigen Wireless-Tools auszustatten, ist ein enormer Vorteil für Guardian. Die richtigen Daten über unsere Wissenssysteme auszutauschen, bedeutet für uns, dass wir wertvolle Erkenntnisse erhalten, die wir direkt umsetzen können.“

Mira ist nur eine von vielen neuen Technologien, die INVISTA einsetzt, um seine Betriebsabläufe zu transformieren. HoloLens ist ein AR-Tool, mit dem INVISTA seine Mitarbeiter remote im Umgang mit Maschinen schulen kann. Ähnlich wie bei einem Virtual-Reality-Spiel projiziert HoloLens vorab aufgezeichnete 3D-Videos auf das Brillenglas und erweitert das reale Arbeitsumfeld um eine visuelle Erfahrung.

Loading video...
×

Auf ähnliche Weise setzt INVISTA auch Technologien und die Prinzipien von MBM ein, um die Fertigkeiten der Teams, die 24/7/365 in Schichten arbeiten, signifikant auszubauen. So können sie effizienter arbeiten und auf Probleme sofort eingehen, anstatt Stunden oder gar Tage warten zu müssen. „Jahrelang war es in vielen Betrieben so, dass man die Nächte oder ganze Wochenenden ausharren musste, bis das reguläre Arbeitsteam endlich wieder im Einsatz war. Dank besserer Technologien können wir wertvolles Wissen schneller an den Mann bringen, um so einen unterbrechungsfreien Betrieb zu gewährleisten.“